Schauspiel, Felix Bloch Erben 2023 // uraufgeführt am 11. Februar 2023 am Landestheater Vorarlberg // Produktionsteam der Uraufführung / Regie: Stefan Otteni / Bühne und Kostüm: Matthias Strahm / Musik: Oliver Rath / Dramaturgie: Ralph Blase / Ensemble: Silke Buchholz, Luzian Hirzel, Maria Lisa Huber, Nurettin Kalfa, Dietmar Pröll, Julian Stark
Die Biografie des in Feldkirch geborenen Max Riccabona ist vielschichtig, kaum zu fassen und sie spiegelt entscheidende Momente der Geschichte des zwanzigsten Jahrhunderts wider. Das Theaterstück von Thomas Arzt nimmt uns mit auf einen Erinnerungsparcours durch Stationen und Fragen zu Max Riccabonas Leben. Aufgrund der Nürnberger Gesetze wird er für das Nazi-Regime zum „jüdischen Mischling“ erklärt und ins KZ Dachau verbracht. Durch Intervention seines Vaters, der Geld an einen dort unmenschliche Experimente durchführenden Arzt zahlt, arbeitet er abhängig von dessen Willkür auf der „Krankenstation“. Als Überlebender wird ihm das eigene Leben unbegreiflich, unaussprechlich bleibt das während des Lageraufenthalts Erlebte und Gesehene. Der Beruf als Rechtsanwalt, die Verantwortung in der vom Vater übernommenen Kanzlei wird zu einer nicht mehr schulterbaren Last. In einer Bar parliert Riccabona mit dem Barkeeper, von dem er nach Ereignissen aus seinem Leben gefragt wird. Er macht sich auf die Suche in seiner Erinnerung, will wissen, wo die Dinge ihren Anfang, ihren Lauf nahmen, weicht aber auch immer wieder aus, scheint sich zu verweigern, lenkt mit Anekdoten ab. Aus den Suchbewegungen entstehen Szenen, in denen die Bühnenfigur Riccabona ihr Leben betrachtet – und wir Zuschauenden mit ihm. (Text: Felix Bloch Erben)
„Der österreichische Autor Thomas Arzt hat im Auftrag des Landestheaters ein Stück verfasst, das sich auf unglaublich spannende Weise dem Menschen Riccabona und seinen Angehörigen nähert. Regisseur Stefan Otteni hat den Theaterabend, der intensiv nachhallt, eindrucksvoll inszeniert. (...) Es war ein Theaterabend, der nicht nur von der Vergangenheit erzählt, sondern auch wichtige Denkanstöße für heute liefert und sich dabei sowohl unterhaltsam wie anregend präsentiert. Ein Theaterabend also, den man fast schon erlebt haben muss und der vom Premierenpublikum dementsprechend begeistert und langanhaltend beklatscht und bejubelt wurde.“ (Dagmar Ullmann-Bautz, KULTURZEITSCHRIFT ONLINE zur Uraufführung)
Dietmar Pröll spielt den alten Max Riccabona mit großer Intensität. Prall vor Lebenslust sitzt er in der Bar und verlangt nach Schnaps. Erzählt dem Barkeeper Anekdoten, dem Publikum einen Witz, will alle auf eine Lokalrunde einladen. Doch die Albträume der Vergangenheit schlagen immer wieder zu. Pröll zeigt den Zerfall eines Menschen, der nur in der Kraft der Fantasie Frieden findet. (...) "Angenommen, es ist gar nichts wahr, würden Sie es trotzdem hören wollen?", fragt der alte Riccabona zu Beginn. Ja, wir wollen. Denn Arzt, Otteni und das stark aufspielende Ensemble zeichnen einen Menschen, der im Wahnsinn des Faschismus Fantastereien fand, um zu überleben. (Julia Nehmiz, DER STANDARD zur Uraufführung)