Schauspiel, Rowohlt Theaterverlag 2016 // uraufgeführt am 12. Juni 2016, Ruhrfestspiele Recklinghausen in Kooperation mit dem Pfalztheater Kaiserslautern // Produktionsteam der Uraufführung // Regie: Harald Demmer / Bühne und Kostüm: Oliver Kostecka / Musik und Sound: Julius Richter / Dramaturgie: Melanie Pollmann / Ensemble: Monke Ipsen, Maike Elena Schmidt, Stefan Kiefer, Oliver Burkia, Daniel Mutlu, Rainer Furch
Vier Glückssucher hat die Sehnsucht nach Distanz dazu bewogen, eine geführte Bergwanderung zu buchen. Alle vier schleppen ihre Ängste, Verzweiflungen, ihren Ballast mit ins Gebirge. Ihre Erwartungen werden jedoch zunächst enttäuscht. Der Bergführer würde am liebsten gar nicht reden, und die Leiterin der Exkursion kämpft seit einem tragischen Kletterunglück mit eigenen Traumata. Oder lassen Marie und Wolf die Teilnehmer bewusst im Unklaren über Ziel und Zweck der Wanderung? Die gruppendynamischen Prozesse und die Extremsituationen, die sich im Verlauf der Tour ergeben, verfehlen jedenfalls nicht ihre Wirkung. Thomas Arzt gelingt, was sich seine Protagonisten erträumen: Er wirft einen Blick auf individuelle Probleme und gesellschaftliche Krisen, beleuchtet ihre Zusammenhänge und stellt die Frage nach ihrer Veränderbarkeit.
„Von verpfuschtem Leben weiß der Autor erschreckend viel und detailliert zu berichten. In lakonischen knappen Szenen mit oft klugem Wortwitz lernen die Zuschauer 90 spannende Minuten lang die Protagonisten und ihre Schicksale kennen – ihre Dämonen, ihre Träume. Arzt orientiert sich dicht am Puls seiner Generation.“ (RECKLINGHÄUSER ZEITUNG zur Uraufführung)
„Menschen in eine Extremsituation zu packen und dann entspannt zuzuschauen, wie sie sich zerfleischen, ist ein Klassiker. Dramatiker Thomas Arzt wählt für sein Menschenexperiment eine raue, lebensfeindliche Hochgebirgslandschaft. Hierhin treiben die unnahbare Bergführerin Marie und ihr Kollege Wolf eine Gruppe ambitionierter Adventure-Fuzzis. Ob diese auf Selbsterfahrung aus sind oder nicht, sie werden das Fürchten lernen. Die zerklüftete Spielfläche in den Kammerspielen des Pfalztheaters Kaiserslautern wirkt, als hätte Bühnenbildner Oliver Kostecka aus einer senkrechten Betonwand riesige, bedrohlich kantige Puzzleteile herausgelöst. Unwillkürlich versucht man, sie zu einem Ganzen zusammenzusetzen – und scheitert. Teile fehlen, Kanten sind zu schräg, Winkel zu spitz. Die Aktivurlauber, leider mehr am Auspowern denn an Semiotik interessiert, ignorieren diese bildliche Warnung des Berggeistes.“ (THEATER HEUTE zur Uraufführung)