Das unschuldige Werk

UA 2024, Landestheater Linz


Szenenfoto Landestheater Linz 2024, Julian Sigl (c) Herwig Prammer
Szenenfoto Landestheater Linz 2024, Julian Sigl (c) Herwig Prammer

Schauspiel, Felix Bloch Erben 2024 // uraufgeführt am 27. Jänner 2024 am Landestheater Linz // Produktionsteam der Uraufführung / Regie: Stephan Suschke / Bühne: Momme Röhrbein / Kostüm: Angelika Rieck / Musik: Joachim Werner / Dramaturgie: Andreas Erdmann / Ensemble: Julian Sigl, Nataya Sam, Lorena Emmi Mayer, Gunda Schanderer, Cecilia Pérez, Angela Waidmann, Eva-Maria Aichner, Jakob Kajetan Hofbauer, Christian Taubenheim, Alexander Julian Meile, Horst Heiss, Helmuth Häusler, Joachim Wernhart, Clara Brunnemann, Liselotte Sigl, Robert Schröck


Thomas Arzt zeigt den umstrittenen Autor Franz Stelzhamer und rückt dabei die Frauen in dessen Leben ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Stelzhamers früh verstorbene Tochter führt als verspielte, mahnende Stimme durch das Stück und seine Geliebten ebenso wie seine Mutter formulieren in inneren Monologen ihre eigene Perspektive auf das Geschehen. Stelzhamer selbst erscheint dabei eher als Getriebener seiner eigenen Wankelmütigkeit. Er stammte aus kleinbäuerlichem Milieu und führte zunächst ein rastloses Leben als Hauslehrer, Priesteranwärter, Schauspieler und Journalist. 1837 publizierte er mit großem Erfolg sein Buch der "Lieder in obderenns’scher Volksmundart". In seiner Literatur brach er der Mundart eine Bahn, aber auch dem Antisemitismus. Zahlreichen Frauen brachte er – als Partner, Liebhaber oder Verwandter – Unglück. Hermann Bahr schrieb ein Stationendrama über sein unstetes Leben. In Das unschuldige Werk ist Stelzhamer vieles – einnehmend, aufbrausend, leidenschaftlich –, aber sicher nicht unschuldig. (Text: Felix Bloch Erben)


Trailer (c) Landestheater Linz 2024


„Dichter. Suchender. Gscherter Landmensch. Wendehals. Antisemit. Frauenheld. Egoist. Zerrissener. Prekäre Existenz. Ungenügender Ehemann. Abwesender Vater. All das lässt Autor Thomas Arzt seinen Franz Stelzhamer in „Das unschuldige Werk“ sein, dessen gelungene Uraufführung (Regie: Stephan Suschke) in den Linzer Kammerspielen mit viel Applaus bedacht wurde. Beeindruckende Schauspielerinnen und Schauspieler sowie starke Szenen begeisterten. (...) Die Beziehung zu Adalbert Stifter (Christian Taubenheim) liefert auf einer Wanderung im Wald eine der stärksten Frauenszenen, als Betty (Gunda Schanderer) und Amalia Stifter (eindrucksvoll: Angela Waidmann) den „Scheiß Druck“ hinausschreien, sowie kräftigen Szenenapplaus für den Besserwisser Franz. Der sehr präsente Sigl zeigt im immer dreckiger werdenden hellen Gewand all die Facetten der Person, der Naturgewalt Stelzhamer, hat Träume, verfällt zusehends auf der Bühne, gibt dem Publikum irre Augen, deklamiert die Gstanzl, auch die derben.“ (APA, Ulrike Innthaler)

„Eine geschickte dramaturgische Konstruktion führt chronologisch durch das sorgfältig recherchierte Beziehungsleben Stelzhamers von der ersten Jugendliebe bis zur zweiten Gattin, die ihn überlebte. Als „brechtmäßig“ verfremdendes Element erscheint die 11-jährig gestorbene Tochter Lini. Zwischen den Szenen reflektiert sie die posthume Berühmtheit als Dichter, die Rolle als Vater und die Umstände ihres eigenen Todes. Hoch oben in der Loge haucht dazu ein vielstimmiger Männerchor eine zu Herzen gehende Volksweise (feinfühlig die Musik von Joachim Werner), auf der Bühne verstärkt ein griechischer Frauen-Sprechchor Worte des toten Kindes.

Die Charaktere wechseln Zeiten und Genres „Hey Stifter Baby“ begegnet Franzl seinem Dichterkollegen, während die zugehörigen Damen sich feministisch über Kinderwunsch austauschen, und die Herren sich in die Haare kriegen, weil Stelzhamer Adalbert Stifters Naturschilderungen fad findet, und dieser wiederum die Mundart des Franzl reaktionär nennt. Lebhafte Szenen wechseln lückenlos zu distanzierten Beschreibungen durch dieselben Personen. Gattinnen oder Geliebte reflektieren die Umstände als moderne Frauen. Mitten in den Unruhen des Vormärz ist die Rede von Gefahr für die Demokratie, da „die Mitte zerbröselt und die Ränder lauter werden“ Und noch einmal in Brecht-Manier erklingt ein Chanson über „Die Straßen von Wien, wo der Mensch die Faust ballt“. Julian Sigl in der Hauptrolle brilliert, wenn er Mundartlyrik rezitiert. Souverän switcht er zwischen den Genres, verliert gelegentlich auch ein „Fuck“.  Wie das Original weiß sein Franz Stelzhamer nie genau, wo er hingehört. Getrieben von Kunstanspruch und Geldnot, verbleibt nichts an ihm eindeutig.“ (Oberösterreichisches Volksblatt)


Szenenfoto Landestheater Linz 2024, Ensemble (c) Herwig Prammer
Szenenfoto Landestheater Linz 2024, Ensemble (c) Herwig Prammer
Szenenfoto Landestheater Linz 2024, Gunda Schanderer, Cecilia Pérez u. Enemble (c) Herwig Prammer
Szenenfoto Landestheater Linz 2024, Gunda Schanderer, Cecilia Pérez u. Enemble (c) Herwig Prammer
Szenenfoto Landestheater Linz 2024, Julian Sigl, Jakob Kajetan Hofbauer, Lorena Emmi Mayer (c) Herwig Prammer
Szenenfoto Landestheater Linz 2024, Julian Sigl, Jakob Kajetan Hofbauer, Lorena Emmi Mayer (c) Herwig Prammer
Szenenfoto Landestheater Linz 2024, v.l.n.r. Eva-Maria Aichner, Lorena Emmi Mayer, Nataya Sam, Cecilia Pérez, Gunda Schanderer (c) Herwig Prammer
Szenenfoto Landestheater Linz 2024, v.l.n.r. Eva-Maria Aichner, Lorena Emmi Mayer, Nataya Sam, Cecilia Pérez, Gunda Schanderer (c) Herwig Prammer
Szenenfoto Landestheater Linz 2024, Julian Sigl u. Lorena Emmi Mayer (c) Herwig Prammer
Szenenfoto Landestheater Linz 2024, Julian Sigl u. Lorena Emmi Mayer (c) Herwig Prammer

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